Europäische Betriebsportfestival 2009 in Rovinj |
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17.06.
- 21.06.2009 Heißes Schach in Rovinj! (Achim – Eurofestival 2009) Nach dem letzten Eurofestival 2007 in Aalborg hatte der Europäische Betriebsportverband die Spiele für das Europäische Betriebsportfestival 2009 wieder in den Süden vergeben. Es lockte die sonnige Küste Istriens, die im Norden Kroatiens kurz hinter Triest südlich von Slowenien liegt. Zu fünft machten wir uns auf den langen Weg gen Süden! Dies waren Martin und Jörn von Gruner & Jahr sowie Helge, Doc Wolfgang und der Große Vorsitzende! Der Weg führte uns per Bahn nach Berlin und von dort aus nach Pula, der größten Stadt Istriens. Dort brachte uns ein Bus des Veranstalters direkt nach Rovinj, welches zum 2. Mal nach 1989 Austragungsort des Festivals ist.
Da sich der sportliche Teil nur über 3 Tage erstreckt, haben wir uns gleich für eine ganze Woche einquartiert! Sonst wäre der Erholungsanteil einfach zu kurz gewesen! Angekommen in Pula erwartete uns ein Temperaturunterschied von mehr als 15° Celsius. Nach der Ankunft Rovinj dauerte es ein wenig, bis wir unser Quartier eroberten, es war recht ordentlich und lag nur 10 Fußminuten vom Zentrum und von unserem Spielort entfernt! Nach kurzer Einquartierung galt es einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Rovinj hat ca. 15.000 Einwohner und ist eines der Touristikzentren Istriens. Die Altstadt erinnert mit seinen kleinen verwinkelten Gassen sehr stark an Venedig! Hauptattraktion ist die der Stadt vorgelagerte kleine Halbinsel mit der Kirche Sveta Eufemija. Blick auf die Altstadt von Rovinj mit der Kirche Sveta Eufemia
Blick vom Hafen auf die Halbinsel
Enge Gassen prägen das Bild in
Rovinj Überhaupt sind die italienischen Einflüsse nicht zu übersehen und zu überhören. Ein Viertel der Bevölkerung Istriens soll italienischer Abstammung sein und diese Zweisprachigkeit zieht sich auch durch ganz Istrien durch! Nach einem ersten Altstadtspaziergang stärkten wir uns am Abend in einem der vielen Restaurants am Hafen. Nachdem die Sonne tagsüber voll zur Entfaltung kam, genossen wir die leichte Meeresbrise am Abend. Den folgenden Tag nutzten wir, um Rovinj vollständig zu erkunden. Auffällig war schon, dass hier die Abramovics dieser Welt wohl einen Wettstreit um die größte Yacht der Welt machten. Was andernorts als Kreuzfahrtschiff genutzt wird, war hier ein Schau- (oder Protz-)lauf der Reichen! Naja, wenn man denn auch den Hubschrauber an Deck mal braucht… Meine Yacht, mein Hubschrauber, mein
Rovinj… Am Abend fand die Eröffnungsfeier des Europäischen Betriebssportfestivals statt, der wir allerdings fernblieben. Insgesamt waren annähernd 4.500 Sportler aus 22 Nationen in 23 Disziplinen dabei. Am Donnerstag begann der sportliche Teil für uns! Es sollten insgesamt 9 Runden á 30 Min./Spieler an 3 Tagen gespielt werden, ein durchaus überschaubares Programm. Wir spielten in einem klimatisierten Raum eines am Strand befindlichen Hotels. Angesichts der dort herrschenden Temperaturen war dies schon mehr als angenehm. Es waren 50 Spieler aus 5 Nationen (Deutschland, Frankreich, Kroatien, Bulgarien und Montenegro) am Start. Mit dabei waren auch die beiden Schachkämpen Günter Bracke und Henry Schaaf vom Otto Versand aus Hamburg. Alles war wirklich ganz hervorragend organisiert, bis auf eine Kleinigkeit: Einigen der Spieler wurden wirklich interessante Wertzahlen zugeordnet, so stand bei Jörn eine Zahl von 2360, das war immerhin die drittbeste bei diesem Turnier (nach der von GM Mladen Muse und der von FM Ralf Müller). In der 1. Runde spielte
Doc Wolfgang gegen Damjan Karlas (40.) aus Rovinj, ein lockerer Auftakt
war dies für ihn. Der Vorsitzende musste gegen Andreas Woschech von der
BSW Berlin ans Brett, gegen den späteren Zweiten hatte er keine Chance.
Helge ist wieder einmal mit dem Ziel ans Brett gegangen, möglichst
jedes Spiel remis zu machen, und dann in den letzten beiden Runden
zuzuschlagen. Nun denn, gegen Werner Ruisinger (36.)von Stern Stuttgart
gelang ihm dieses Unterfangen auf jeden Fall. Auch in den beiden nächsten
Runden sollte es für Helge so weitergehen: Sowohl gegen Gregor
Krenedics (11.) von der Bausparkasse Schwäbisch Hall als auch gegen
unseren Mitfahrer Jörn von Gruner gelangen ihm eindrucksvolle (?)
Punkteteilungen. Mit Günter Bracke (48.) von Otto hatte ich wenig
Probleme. Doc Wolfgang remisierte gegen Aleksandar Vlahovic (20.) aus
Rovinj. Ein kleine Begebenheit am Rande der 2. Runde: Jörn traf auf FM
Müller, der ihm gegenüber sein Erstaunen zum Ausdruck brachte, dass
zwei so gute Spieler schon in der 2. Runde gegeneinander gepaart werden
wurden (Martin hatte kurz vor Turnierbeginn die richtigen Wertzahlen bei
der Turnierleitung angegeben – und dies hatte der FM wohl nicht
mitbekommen). Wir malten uns aus, was wohl gewesen wäre, wenn Jörn
seinem Gegenüber frühzeitig Remis angeboten hätte, so nach dem Motto:
Lass uns doch mal gemeinsam Kräfte schonen… In Runde 3 unterlag ich
Bernd Wepfer (12.) von Stern Stuttgart, während Doc Wolfgang gegen
Zhivko Petrov (14.) aus Bulgarien gewann. Er blieb auch nach der 4.
Runde ungeschlagen. Gegen Boycho Stamenov (6.), einem der zahlreichen
Bulgaren, hielt er ein schwieriges Turmendspiel remis. Der Vorsitzende
hatte mit Manfred Aab von Stern Stuttgart wenig Probleme und gewann
locker. Helge sollte mit seiner Taktik nun Probleme bekommen: er
unterlag Aleksandar Vlahovic, gegen den schon Doc Wolfgang nur Remis
spielte. Überhaupt muss man zu allen Spielern vom Balkan sagen, dass
sie ein ganz anderes Schach spielten als wir es gewohnt waren. Sehr
aggressiv, immer nach vorne spielend, und sehr schnell, sodass man sehr
leicht unter Druck geriet. Wenn man allerdings den Angriff überlebte,
dann hatte man im Endspiel sehr gute Chancen. Damit war unser Ergebnis
gegen Ende des Tages recht durchwachsen: Während Doc Wolfgang mit 3 aus
4 recht zufrieden sein konnte, galt dies nur bedingt für den Großen
Vorsitzenden (50%) und noch weniger für Helge, der nicht mal sein
Minimalziel (50%) erreichte! Abends kehrten wir wieder vor Ort ein. Wir
sind dem Geheimtipp (so geheim war der aber gar nicht) gefolgt, wirklich
eine weise Entscheidung! Die istrische Küche zeichnet sich insbesondere
durch die vielfältigen Fischgerichte aus! Nun, der Abend sollte etwas länger
dauern! Als Jörn zum Abschluss scherzhaft sagte, er solle doch mal
gleich die ganze Flasche bringen, tat der Kellner dies auch! Aber jeder Zug hat ja
immer 2 Seiten! Der nächste Tag war insbesondere für den Vorsitzenden
recht schwer: Wie sagte derweil doch einmal Hans-Werner: jeder Zug tut
weh! Wie der Vorsitzende die 5. Runde gegen Udo Scharrer (21.) von Stern
Stuttgart gewann, konnte er recht einfach erklären: Da er schnell
wieder vom Brett wollte, überlegte er nicht lange und kam so auch nicht
in Zeitnot! Doc Wolfgang gewann gegen einen weiteren Bulgaren, Dimitar
Analiev (16.). Helge musste seinen Lapsus vom Vortag wettmachen und
gewann gegen Armin Jouttner (42.) von Fraport aus Fankfurt. Nun konnte
er also wieder seine alte Taktik einschlagen: In Runde 6 remisierte er
gegen Michael Völker (20., auch von Fraport). Achim remisierte gegen
den Bulgaren Boycho Stamenov, gegen den schon Doc Wolfgang die Punkte
teilte. Er hatte im Endspiel durchaus Siegchancen, jedoch fehlte ihm die
Zeit. Doc Wolfgang behielt gegen Frank Keim (10.) von Fraport die
Oberhand, sodass er nun schon auf 5 aus 6 kam. Dieses Resultat brachte
ihn in Runde 7 an Tisch 1 gegen den späteren Sieger Martin Molinaroli
von der Provinzial Münster. Er verlor nach spannendem Kampf, jedoch
fiel ihm später beim Baden die Remisvariante ein! Schade! Der Große
Vorsitzende traf auf Martin Nagler, der ihm in besserer Stellung ein
Angebot machte, das er nicht ausschlagen konnte! Und was war mit Helge?
Gegen Reinhard Krämer (31.) von Stern Stuttgart gewann er, hatte er nun
etwas Blut geleckt? Anscheinend, denn auch die nächste Runde gegen
Wolfgang Schnaberich (30.) von der Bausparkasse Schwäbisch Hall gewann
er. Achim ging im bulgarischen Angriffswirbel gegen Zhivko Petrov unter!
Leider musste Doc Wolfgang nun auch ein 2. Mal die Hand zur Niederlage
reichen: Er war dem Montenegrinischen Angriffswirbel von Momilo Boškovic
nicht gewachsen! Nach Ende des 2. Tages sah es nun so aus, dass Helge
und Doc Wolfgang beide 5 Zähler (aus 8) hatten, während der
Vorsitzende über ein ausgeglichenes Punktekonto verfügte. Den Tag ließen wir
langsam ausklingen, nach dem Abendessen am Hafen lauschten einige noch
dem Festival-Abendprogramm! Am nächsten Tag sollte die Abschlussrunde
folgen! Der Vorsitzende hatte Glück, dass sein Gegenüber, Bogic
Vujovic aus Mazedonien, den Gewinnweg nicht sah, und er mit einem Sieg
das Turnier abschließen konnte. Helge, der nun auf einmal mehr wollte,
traf aber nun ausgerechnet auf einen Spieler, der auch gewinnen wollte!
Gegen den starken Adrien Wallart aus Frankreich hatte er keine Chance!
Ob sich seine für andere manchmal seltsam anzuschauende Taktik gelohnt
hat? Doc Wolfgang wurde nun endgültig vom Schweizer System bestraft: Er
musste gegen den GM Mladen Muse (BSW Berlin) antreten, der bis dahin
auch nicht gerade sein bestes Turnier gespielt hatte, und ging mit
Pauken und Trompeten unter! Am Ende kamen wir drei
Baubehördler also allesamt auf 5 Punkte: Doc Wolfgang hatte nicht nur
die beste Buchholzwertung aller Spieler mit 5 Punkten, sondern auch die
beste des Turniers und landete auf Platz 19, der Vorsitzende wurde 19.
und Helge 22. (mit der schlechtesten Buchholzwertung der Spieler mit 5
Punkten). Übrigens: Martin (17.) kam auch auf 5 Zähler, während Jörn
(39.) mit 3½ Punkten nicht ganz so zufrieden war. Hier
die Tabelle! Martin im Turniersaal
Gratulation dem Sieger Martin
Molinaroli Am Abend sollte es aber noch zu einem ganz besonderen Highlight kommen. Wir hatten uns über das Internet dank der von Roland Udovicic geführten Website mit den einheimischen Schachfreunden vom SK Lovac Pazin zu einem Turnier verabredet. Pazin ist aufgrund seiner Lage in der Mitte das Verwaltungszentrum von Istrien, doch es war gar nicht so einfach für uns dorthin zu gelangen. Denn regulär fährt am Samstag nur ein Bus nach Pazin, und der auch noch um 7.45 am Morgen. Doch das Eurofestival wurde nicht nur in Rovinj ausgetragen, es wurden auch viele umliegenden Gemeinden mit einbezogen, so auch Pazin, wo Fußball und Badminton gespielt wurde. Und so fuhren wir mit dem letzten Bus um 14.45 Uhr, der die Sportler nach Pazin brachte, mit. Zurück wollten wir dann mit dem Taxi fahren. Zunächst erkundeten wir die kleine Stadt mit 5.000 Einwohnern, dessen größte Sehenswürdigkeit eine über eine 120 m tiefe Schlucht gelegene Burg ist. Und diese Schlucht sind wir auch hinuntergestiegen! Dort fließt das Flüsschen Pazinčica, welches in einem Schluckloch endet! Der Fluss fließt in ein Felsenloch endet dort! Er fließt unterirdisch weiter. Noch ist aber nicht endgültig geklärt, wohin das Wasser fließt! 80 Meter tief geht die Schlucht von
Pazin Am frühen Abend begrüßten uns die Schachfreunde vom SK Lovac Pazin! Kurz sprachen wir unser kleines Problem an, dass wir ein Taxi für den Weg zurück benötigten und ob sie uns helfen könnten eines zu besorgen! Sie schauten sich dabei irgendwie komisch an, so, als ob wir eine unanständige Frage gestellt hätten. Es verhielt sich nämlich so, dass es in Pazin überhaupt kein Taxi gab. Aber kroatische Gastfreundschaft hat dieses Problem gelöst. Zunächst spielten wir ein doppelrundiges Blitzturnier, welches Doc Wolfgang vor Jakub Mrkaljevic und dem Großen Vorsitzenden gewann! Anschließend luden unsere kroatischen Schachfreunde uns zu einem Mahl ein. Bei kroatischen Spezialitäten wurden viel über Schach, Politik und Ökonomie diskutiert! Ob dieser Gastfreundschaft waren wir einfach überwältigt! Und für die Heimreise nach Rovinj – immerhin 40 km – sorgten die sich um uns sorgenden Schachfreunde auch, indem sie uns in zwei Autos zurück kutschierten. Das war sozusagen das i-Tüpfelchen! Nach einem Abschiedstrunk in Rovinj verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern! An dieser Stelle kann man sich einfach nur bedanken! Vielleicht werden wir auch einmal die Paziner Schachfreunde in Hamburg begrüßen. Wer den Bericht der kroatischen Schachfreunde im Netz lesen will, kann dies hier tun: http://sahovski-lovac-pazin.blog.hr/ Gruppenbild mit unseren Gastgebern
vom SK Lovec Pazin Am nächsten Tag war
relaxen angesagt: Spazieren gehen und eine Schiffsrundfahrt. Die
Umgebung von Rovinj mit seinen vielen kleinen Inseln hat wirklich seine
Reize. Für den nächsten Tag mieteten wir uns ein Auto, mit dem wir Istrien kennen lernen wollten. Zunächst ging es zum Limski-Kanal, eine Art Fjord, der sich bis 10 km in das Land reinzieht. Der Limski-Kanal Dann nach Porec, eine Küstenstadt, die uns sehr an Rovinj erinnerte, nur, dass es sehr viel überlaufener war. Aber ansonsten wie in Rovinj: die Altstadt auf einer vorgelagerten Halbinsel, die vielen kleinen Gassen, das hatte wieder italienische Flair! Natürlich ein Besuch beim UNESCO-Weltkulturerbe, der Euphrasius-Basilika aus dem 6. Jahrhundert. Rauf auf den daneben liegenden Glockenturm, und wenn dann völlig aus dem nichts die Glocke in einem Meter Entfernung anfängt zu bimmeln (das ist eigentlich ein viel zu schwaches Wort für die dröhnung, die wir abkriegten), das ist ein Höhepunkt der besonderen Art. Überlaufenes und enges Porec
Die Basilika von Porec Als die Taubheit nachließ, ging´s weiter nach Groznjan, ein Künstlerdorf mit gerade einmal 80 Einwohnern. Dieses mittelalterlich wirkende Dorf hat seinen ganz eigenen Charme. Dann nach Oprtalj, ein Örtchen mit vielen verfallenen Häusern, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Es folgte Motovun, ein kleiner Ort mit Stadtmauer, Wehrturm und wunderschönem Rundumblick! Das Künstlerdorf Groznjan
Verfallenes Oprtalj: Die Stadt ohne
Dächer Zu guter Letzt ging es dann nach Hum, der (angeblich) kleinsten Stadt der Welt mit 21 Einwohnern laut Reiseführer (bei Wikipedia sind es nur noch 18). Dieses mittelalterliche Kleinod sollte man sich nicht entgehen lassen! Hum, die kleinste Stadt der Welt!
An unserem Abreisetag ließen wir uns eine der Hauptattraktionen Istriens, das Amphiteater in Pula, nicht entgehen! Es stammt aus dem 1. Jahrhundert und war das fünftgrößte seiner Art auf der Welt. Und wie es der Zufall so wollte, trafen wir dort auch den besten Spieler aus Pazin mit seinem Sohn wieder. Nach einem kurzen Besuch des Hafens ging es dann zum Flug zurück nach Berlin! Wir hatten eine schöne und spannende Reise hinter uns! Auf das nächste Festival 2011 in Hamburg! das Amphitheater in Pula
das Amphitheater in Pula |